Miet-Zwickmühle München


München steckt in einer Zwickmühle. Um die teuersten Mieten in ganz Deutschland im Zaum zu halten, plädiert die kurzsichtige Politik für „bauen, bauen, bauen“. Dabei werden die letzten Flächen für Neubau und der komplexen Nachverdichtung bald versiegelt sein, ohne auch nur annähernd den Zuzugsprognosen gerecht zu werden. Die aktuellen Erstbezugsmieten liegen bei unsäglichen 19,65€ pro m². Insgesamt sollen 8.500 Wohnungen im Jahr geschaffen werden. Zielzahlen, die bisher nie erreicht wurden, erst recht nicht, wenn man sich erkundigt, wie viele Wohnungen bei diesem Akt im gleichen Atemzug der Abrissbirne weichen mussten.


Gleichzeitig treibt jede neugebaute Wohnung den Mietspiegel weiter in die Höhe und gefährdet somit vor allem den noch bezahlbaren Altbestand an Wohnungen. Klingt komisch, ist aber so im ‚Mietrecht‘ verankert – da hilft auch der Marketing-Gag namens „Mietpreisbremse“ nicht. Das ist kein verstecktes Plädoyer für Baustopp. Vielmehr müssen wir offen und frei von politischer Ideologie die Rechtslage und ihre Effekte erkennen und wissen, dass erhöhte Anforderungen an den Neubau und vor allem die Spekulation mit Grund und Boden zu letztlich hochpreisigen Mieten führen müssen.


Ganz zu schweigen von den ‚energetischen‘ Modernisierungen, die – lange als Einzelfälle verkannt – nun wie ein Lauffeuer durch Münchens Gassen ziehen und bezahlbaren Wohnraum vernichten. Mit durchschnittlich 3 bis 5€ Mietsteigerung pro m², baumelt dieses Damoklesschwert über allen Mieterinnen und Mietern in München. Wie genau diese rechtlich einwandfreie Entmietung funktioniert, erklären wir auf unserer monatlichen Stadtteilführung zum Thema „Gentrifizierung“.


Wer an all dem schuld ist? Vielleicht die selbsternannte „Mieterpartei“ SPD, die es bis 2005 trotz rot/grüner Mehrheit im Bundestag tunlichst vergaß, das schiefe ‚Mietrecht‘ auszugleichen? Vielleicht der Münchner Alt-OB Christian Ude, unter dessen 20-jähriger Regentschaft tausende städtischer Wohnungen leer standen und kein rechtzeitiges Wohnbaukonzept mit der nun vergrämten Region aufgesetzt wurde? Oder vielleicht der bayerische Finanzminister Dr. Markus Söder, der merkwürdigerweise und ohne Zwang in Zeiten von „Betongold“ über 30.000 ‚freistaatliche‘ und bezahlbare Wohnungen am freien Markt verscherbelt hat? Mit vielen anderen Facetten bringt diese Henne-Ei-Frage leider auch keine Lösung für unsere aktuellen Probleme herbei. Dennoch müssen wir nun mit den verdorbenen wohnungspolitischen Früchten der mindestens letzten 20 Jahre umgehen.


Trotz guter Ideen, wie dem "Konzeptionellen Mietwohnungsbau" aus der Münchner Stadtverwaltung, fehlt letztlich der langfristige Handlungsspielraum für ‚bezahlbares Wohnen‘ in München. Deshalb haben wir uns als Bündnis Bezahlbares Wohnen e.V. auf die Hilfe zur Selbsthilfe und Gründung von Mietergemeinschaften spezialisiert. Mit großem Erfolg!

Liebe Münchnerinnen und Münchner, wenn euch die Mieten davonlaufen, dann müsst ihr schneller sein! Werdet Mitglied und engagiert euch für bezahlbaren Wohnraum!